Führt die Inflation in die Krise?

Was Unternehmen jetzt tun sollten und wie „Die Sanierungsexperten“ dabei helfen können.

Aktuell ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen so niedrig, wie schon seit Jahren nicht mehr. Erstaunlich, denkt man sich. Das Bruttoinlandsprodukt sinkt, die Beschäftigung sinkt, die Materialpreise steigen, Facharbeitermangel und weitere Probleme – aber keine Insolvenzen. Ist die deutsche Wirtschaft gut vorbereitet und fit für Veränderungen? 

Bevor wir uns mit den betriebswirtschaflichen Fragestellungen auseinandersetzen, ist ein kurzer Exkurs in die Volkswirtschaftslehre nötig. Denn eines ist sicher – volkswirtschaftliche Bestands- und Kennzahlen sind verlässliche Indikatoren für Entwicklungen auf betriebswirtschaftlicher Ebene. Und die gehen uns alle an! 

Die Verschuldung deutscher Unternehmen hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich erhöht. Zwar sinken die realen Zinsen (weil der Zinssatz stetig abgesenkt wurde) während der Inflation zunächst, doch ein Ausweg ist der sinkende Realzins für die meisten Unternehmen nicht. Denn für diese gilt: bei auslaufenden Krediten können nur neue Kredite die Liquidität sichern. Eine Wende am Zinsmarkt wäre für ertragsschwache Unternehmen ein „Todesurteil“. Setzt die Politik weiterhin auf niedrige Zinsen und eine Ausweitung der Geldmenge, dann droht trotz-dem Ungemach – das liegt an der Entwicklung der Verbraucherpreise und der damit einher-gehenden Kaufzurückhaltung. 

Das Zusammenspiel der Faktoren Schulden, Zinswende und Inflation wird zu einer langan-haltenden Rezession für den Mittelstand und einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen führen. 

Schulden

Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 hat sich die Geldmengenpolitik der EZB stark verändert. Die Unternehmen haben das billig verfügbare Kapital genutzt und seit 2010 real 54 % zusätzliche Kredite aufgenommen, nominal 892 Mrd. €. Ende 2020 betrugen die Schulden der Unternehmen (Schulden aller Unternehmen, exklusive Finanzbranche) dann insgesamt 2.098 Mrd. €. 

Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen erhöhte sich in diesem Zeitraum um etwa 5 %-Punkte auf 32 %. 

 

Wie in allen anderen Szenarien verlaufen die Entwicklungen in den unterschiedlichen Güteklassen der Unternehmen nicht gleich. Grundsätzlich lassen sich die Unternehmen in drei Gruppen einteilen: 

1. Steigende Eigenkapitalquote: Erfolgreich und in der Regel wachsend (im Boston-Port-folio etwa die ‚Stars‘); 

2. Konstante Eigenkapitalquote: Etabliert mit bestenfalls geringem Wachstum (‚Cash Cows‘); 

3. Sinkende Eigenkapitalquote: Nicht oder noch nicht erfolgreich, in der Krise oder auf dem Weg dahin (‚Poor Dogs‘) oder im Aufbau (‚Fragezeichen‘). 

Unternehmen in den Gruppen 2 und 3 müssen in der Regel auslaufende Darlehen durch neue Kredite ersetzen oder frische Kredite für Ersatzinvestitionen aufnehmen. Letztendlich ist es ein „Leben von der Substanz“, die nach dem Verzehr durch neue, größere und billigere Kredite wieder hergestellt wird. Es gelingt diesen Unternehmen per Definition nicht, sich bei konstanter Entwicklung des Geschäfts zu entschulden. Die wachsende Verschuldung (bei sinkenden Zinsen) funktioniert nur so lange, bis der Zinssatz angehoben wird und die Unternehmen bei marktüblichem und unvollkommenem Kapitalmarkt ihren Kreditverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. In diesen Fällen spricht man despektierlich von sogenannten Zombie-Unternehmen. Also lebende Tote, die nur aufgrund einer unnatürlichen Situation weitermachen können. Fällt diese Bedingung weg, dann endet der Irrlauf. 

Grafik
Realindex der Schulden in Deutschland

Zinswende

Die Zinsen sind seit einem Hoch des EURIBOR (2) 6-Monatsindex von 4,7 % in 2007 auf früher unvorstellbare -0,5 % Ende 2020 gesunken. Das so verbilligte Fremdkapital hat einerseits Investitionen gefördert und durch verbilligte Anschlussfinanzierungen alter, ausgelaufener Darlehen die Kosten für bereits bestehendes Fremdkapital deutlich gesenkt. 

Die obenstehende Grafik verdeutlicht die Entwicklung. Im Jahr 2015 war der Zinssatz um 4,74% niedriger als im Jahr 2007. Die Annäherung der Kurven in 2020 zeigt keine Erholung der Differenzen sondern das liegt an dem kurzen Betrachtungszeitraum, da dieses die Differenz zwischen 2020 zu 2012 zeigt. Aber was bedeutet dieses?  

2 Der EURIBOR (Euro InterBank Offered Rate) gibt die durchschnittlichen Zinssätze, zu denen europäische Banken einander Anleihen in Euro gewähren, an.  


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14 Seiten kompaktes Wissen zur aktuellen Wirtschaftssituation. Eine Analyse von Dr. Torsten Voß (Sencon GmbH) und Bandik Thomas (Industrieberatung Zemitzsch GmbH), Oktober 2021
Zinsfalle - wie steht es um unsere Wirts
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